Interview mit Winfried Zander, EBR-Vorsitzender bei Henkel
Frage: Herr Zander, Sie waren gemeinsam mit Ihrem Personalleiter Ende Oktober 2004 bei einem der Sozialpartner-Seminare
in Brüssel dabei. Wie sind Sie zu der Einladung gekommen?
Zander: Die Einladung ist vom Arbeitgeber ausgegangen, der Henkel gerne als positives Beispiel präsentieren wollte.
Dem haben wir uns von Betriebsratsseite nicht verschlossen.
Frage: Was waren die Kernpunkte Ihrer Präsentation des Europäischen Betriebsrates?
Zander: Ich habe die Gründung und die Arbeit des EBR dargestellt, der 1995 aufgrund einer "freiwilligen
Vereinbarung" vor Inkrafttreten des deutschen EBR-Gesetzes zustandekam. Wir haben hier im Familienunternehmen Henkel
eine besondere Unternehmenskultur, einen sehr konstruktiven Umgang zwischen Betriebsräten und dem Arbeitgeber. Obwohl
in unserer EBR-Vereinbarung nur die Mindestvorschriften der Richtlinie festgehalten sind, führen wir neben der
jährlichen EBR-Sitzung mindestens dreimal jährlich eine Sitzung des Präsidiums durch. Dort sind alle
Länder mit mehr als 1.000 Beschäftigten vertreten. Bei Problemen, die nur zwei Länder betreffen, gibt es
bilaterale Treffen der beteiligten Arbeitnehmervertretungen ohne den EBR.
Frage: Hatten Sie sich vorher mit dem Personalleiter darüber abgestimmt bzw. gab es Unterschiede in der Sichtweise
des Arbeitgebers und der Arbeitnehmerseite auf die EBR-Arbeit?
Zander: Sicher, ich habe meine Präsentation vorher mit dem Personalleiter abgestimmt, aber die Unterschiede in der
Beurteilung bestehen natürlich fort. So will die Arbeitgeberseite in erster Linie den Kostenrahmen überschaubar
halten, bei 27 Delegierten aus fast allen europäischen Ländern fallen insbesondere die Dolmetscherkosten ins
Gewicht. Für uns ist es dagegen wichtig, daß wir häufiger mit dem gesamten Gremium zusammenkommen können -
zum Festigen und Intensivieren des persönlichen Kontakts. Einen Verbesserungsbedarf sehe ich auch beim
Informationsfluß vom EBR bis hin zu den einzelnen Beschäftigen. Unterschiedliche Auffassungen gibt es mit der
Arbeitgeberseite immer wieder an der Frage, wann eine Information rechtzeitig und umfassend zu erfolgen hat.
Frage: Wie wurde das Beispiel Henkel vom Publikum aufgenommen? Gab es Diskussionen dazu?
Zander: Das Publikum meinte, Henkel wäre wohl ein tolles Beispiel, aber ich weiß selber, wie steinig der Weg dorthin
gewesen ist. Wir mußten uns mit anderen Sichtweisen von Interessenvertretung und anderen Gewerkschaftskulturen
auseinandersetzen, das war kein Selbstläufer. Die übrigen Unternehmensbeispiele im Seminar waren ebenfalls eher
harmonische Modelle, es war leider kein Unternehmen dabei, wo es mal "gekracht" hat, wie es ein Redner
formulierte.
Frage: Glauben Sie, daß dieses Sozialpartner-Seminar nützlich war für die Revision der EBR-Richtlinie?
Zander: Es ist immer gut, wenn man miteinander redet und Erfahrungen austauscht, aber für den Gesetzgebungsprozeß
sehe ich keine große Bedeutung dieser Veranstaltung.
Frage: Was sind Ihre wichtigsten Forderungen an den Gesetzgeber aus der Sicht des Henkel-EBR?
Zander: Wir brauchen dringend eine klare Definition von "Konsultation". Und es gibt im Konfliktfall mit dem
Arbeitgeber ein unüberschaubares Wirrwarr an nationalen Gesetzen und auch an Rechtsmitteln, das müßte etwas
vereinheitlicht werden. In jedem Fall brauchen wir häufigere und effizientere Sitzungen des EBR.
Winfried Zander ist Mitglied der IG BCE, Präsident des "Europäischen Arbeitnehmergremiums" (= EBR)
von Henkel, Betriebsratsvorsitzender im Werk Düsseldorf und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Henkel
KGaA.
Das Interview führte Werner Altmeyer am 1. Dezember 2004.
Weitere Informationen:
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Bericht über
die Sozialpartner-Seminare in den EBR-News 4/2004 |